Schlanke Struktur: Kirchenkreis Düsseldorf soll eine Gemeinde werden

Auf dem Weg zur Kirche der Zukunft plant die evangelische Kirche in Düsseldorf eine radikale Veränderung ihrer Struktur: Aus einem der größten Kirchenkreise der Evangelischen Kirche im Rheinland soll bis 2035 eine einzige Kirchengemeinde werden, in der die bislang 17 Ortsgemeinden aufgehen. Diese Gemeinde werde dann einem Kirchenkreis gleichgestellt, sagt Superintendent Heinrich Fucks. Der Schritt soll vor allem Verwaltungs- und Organisationsaufgaben deutlich reduzieren. In der rheinischen Kirche ist Düsseldorf der erste Kirchenkreis, der diesen Prozess angeht. Deutschlandweit gibt es in einigen Kirchenkreisen ähnliche Projekte.

Viele Verwaltungs- und Organisationsaufgaben seien „eine Verschwendung von Energie, mit der wir auch mit Menschen arbeiten könnten“, sagt Fucks, der an der Spitze des Kirchenkreises mit rund 90.000 Gemeindemitgliedern steht. Die dadurch gewonnene Zeit solle den Pfarrpersonen helfen, die 2023 beschlossene 41-Stunden-Woche einzuhalten. Bei vielen Pfarrerinnen und Pfarrern liege das Arbeitspensum deutlich höher. Der Theologe erhofft sich durch die Veränderungen Freiräume, in denen neue Projekte gestaltet werden können.

Gemeinden werden in Zukunft ihre Aufgaben nicht alleine schaffen

Die Mitgliederzahl werde in den kommenden Jahren deutlich sinken, ebenso wie die Zahl der Pfarrstellen, erwartet Fucks. „Es wird keine Gemeinde mehr in der Lage sein, personell oder finanziell ihre Aufgaben dauerhaft allein wahrzunehmen.“ Deshalb sei es wichtig, auf die Veränderungen schon jetzt zu reagieren, solange es noch Zeit sei, die Dinge zu gestalten.

Kirchliche Veranstaltungen auch an öffentlichen Orten

Von der Umstrukturierung wird eine finanzielle Entlastung erwartet, sie soll aber auch ermöglichen, auf die sich verändernden Bedürfnisse der Menschen zu reagieren. „Die klassische Ortsgemeinde wird an Bedeutung verlieren“, sagte Fucks. Die Menschen würden sich punktueller binden. Deswegen müsse die Kirche aus ihrem gewohnten Bereich herausgehen. Kirchliche Veranstaltungen müssten auch öffentliche Orte bespielen, zum Beispiel Stadtbibliotheken.

Vorbildliches Beispiel: Pop-up Seelsorge

Fucks verwies auch auf Konzepte der sogenannten Pop-up-Seelsorge, die mit einigen Projekten im Kirchenkreis bereits umgesetzt werde. So betreibt der Kirchenkreis Düsseldorf seit 2022 ein E-Kaffeemobil, mit dem die evangelische Kirche den Passanten direkt auf dem Marktplatz begegnet. „Wir müssen viel mehr dafür tun, dass Leute mitkriegen, was bei uns passiert“, sagte Fucks.

  • 23.1.2024
  • epd/Britta Kirchner
  • Red